EZB und Bank of Japan werden zu Abwertungswettrennen gezwungen

Erstens war mit eben jener Entwicklung zu rechnen, da es sich im Fall der USA keineswegs um eine von der weltwirtschaftlichen Lage unabhängigen, sondern um eine stark vernetzte Einheit handelt. Wie nicht anders zu erwarten, leiden beide Wirtschaftsräume – wie auch der Rest der Welt – enorm unter dem anhaltenden Zollkrieg zwischen den USA und China.

Längst schon ist dieser eskalierende Zollkrieg – ebenfalls nicht unerwartet – zu einem neuen globalen Währungskrieg mutiert, in dessen Zuge sich allerorten auf der Welt der Hang zu einer kompetitiven Abwertung unter Regierungen und Zentralbanken abzuzeichnen beginnt. Anhand des ganzen Irrsinns dieser Entwicklungen, wird weder der EZB noch der Bank of Japan viel anderes übrig bleiben, als ihrerseits in diesen Währungskrieg einzusteigen.

Verkalkuliert? China könnte auf Zeit spielen

Zweitens beginnt sich abzuzeichnen, dass Donald Trump und das Weiße Haus die globale Lage falsch eingeschätzt haben. Es lässt sich nach wie vor nichts von irgendeiner Bereitschaft im Reich der Mitte erkennen, um vor den Vereinigten Staaten das Knie zu beugen. Unter Umständen wird in Peking auf Zeit gespielt, um innerhalb der kommenden zwölf Monate auf den Ausbruch einer Rezession zu hoffen.

Im Angesicht einer solchen Rezession würde es Donald Trump gewiss schwer fallen, noch einmal eine ausreichende Anzahl von Anhängern für seine Wirtschaftspolitik zu mobilisieren. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sich spätestens bis zum Präsidentschaftswahltag herausgestellt haben dürfte, dass Handelskriege alles andere als leicht zu gewinnen sind.

Cohn: Dramatischer Einfluss auf US-Investitionen und produzierendes Gewerbe

Es erweckt aus aktueller Sicht fast den Eindruck, als ob Donald Trump die Entschlossenheit Chinas unterschätzt zu haben scheint. Kehren wir zurück zu Gary Cohn und dessen Aussagen gegenüber dem britischen BBC-Programm Radio 4 Today. Auch Gary Cohn ist es nicht entgangen, dass der Zollkrieg einen „dramatischen Einfluss“ auf die Einkaufsmanagerindizes in den Vereinigten Staaten ausgeübt hat.

Dies gelte insbesondere sowohl für die Lage im produzierenden Gewerbe der USA als auch im Hinblick auf die Kapitalinvestitionen unter Unternehmen. Nun ja, zur Entwicklung der CAPEX-Investitionen in den USA hatte ich Sie über den Zeitraum der letzten Jahre gewiss hinreichend auf dem Laufenden gehalten, um Ihnen dieses anhaltende Trauerspiel vor Augen zu halten.

Trumps Dauer-Positivmeldungen könnten ihm auf die Füße fallen

Wie mein Blogkollege Dr. Paul Craig Roberts jüngst in den Raum warf, kaufen Amerikas börsengelistete Unternehmen lieber eigene Aktien zurück anstatt in ihre Geschäftsaktivitäten samt Mitarbeiteraufbau zu investieren. Ein Anzeichen für eine gesunde Wirtschaft ist dies ganz gewiss nicht, auch wenn die Federal Reserve nach wie vor ihr Narrativ hinsichtlich einer starken und robusten US-Wirtschaft aufrechterhält.

Ja, Donald Trump selbst fällt im Angesicht des anhaltenden Abschmierens wichtiger Konjunktur- und Wirtschaftsdaten in den USA nichts Besseres ein, als nahezu wöchentlich Tweets mit dem Tenor „Die stärkste US-Wirtschaft, die es jemals gegeben hat“ abzusetzen. Aus Sicht von Trump könnte sich dies noch als ein enormer Bumerang erweisen, falls es vor allem auch an den Börsen zu einem stärkeren Abschlag kommen sollte.

Nach Absage von Agrargüterabnahme Chinas folgt der 3. Bailout für die US-Landwirtschaft

Auf die Lage im amerikanischen Landwirtschafts- und Agrarsektor bin ich im Verlauf der letzten Wochen ebenfalls hinlänglich eingegangen. Ich brauche mich an dieser Stelle also nicht zu wiederholen, weise jedoch darauf hin, dass Donald Trump nach der jüngsten Erklärung Pekings zu einer vollumfänglichen Suspendierung von US-Agrargüterkäufen inzwischen bekannt gegeben hat, Amerikas Bauern und Landwirten einen dritten Bailout durch die Regierung zukommen zu lassen.

Warten wir ab, inwiefern sich an der vielerorts prekären Lage im Landwirtschaftssektor der USA bis zu den Präsidentschaftswahlen etwas ändern wird. Meine persönliche Ansicht ist es, dass es nicht viel sein wird, da Amerikas Landwirtschaftsverbände nahezu unisono darauf aufmerksam machen, dass es sich im Fall der staatlichen Hilfszusagen nur um einen Tropfen auf den heißen Stein handele.

Cohn: Kreditaufnahme in China zentral steuerbar, auch ohne Handelskrieg wäre Chinas Wirtschaft unter Druck gekommen

Gary Cohn, ehedem als Präsident bei Goldman Sachs dienend, dürfte sehr wahrscheinlich zum Verhängnis geworden sein, einen wirtschaftlichen Internationalismus – anstelle des durch US-Präsident Donald Trump bevorzugten wirtschaftlichen Nationalismus´– verfolgt zu haben.

Und so erfolgte der Rücktritt Cohns von seinem Posten als Nationaler Top-Wirtschaftsberater im März 2018 nach Trumps Entscheidung zu einer Verhängung von Sonderzöllen auf Güter- und Produkteinfuhren aus China fast zwangsläufig. Cohn fügte gegenüber der BBC an, davon auszugehen, dass Chinas Wirtschaft durch Kreditnahmen und die Erhältlichkeit von Krediten angekurbelt werde.

Und wie viele Kredite durch heimische Banken pro Jahr zur Verfügung gestellt würden, werde im Angesicht einer Kommandowirtschaft nun einmal durch die Pekinger Staatsführung bestimmt. Die Kreditschleuse ließe sich aus diesem Grunde in Zyklen auf- und zudrehen. Es ist jedoch Cohns Ansicht, dass Chinas Wirtschaft auch ohne Ausbruch des Handelskriegs mit den USA nach unten gedriftet wäre.

Pläne des Weißen Hauses gehen nicht auf

Cohn äußerte abschließend exakt meine Ansicht, dass in einem Handelskrieg alle verlieren. Aus Sicht der USA gelte dies insofern, als dass es sich im Fall der amerikanischen Wirtschaft um eine Ökonomie handele, die zu 80 Prozent vom Dienstleistungssektor abhängig sei. Noch laufe dieser Bereich weit besser als der Industriesektor. Grund hierfür sei, so Cohn, dass sich Dienstleistungen nicht mittels Zöllen besteuern ließen.

Die aufgrund der Sonderzölle in den USA kletternden Produktpreise trügen, so Cohn weiter, ebenfalls dazu bei, die Effekte aus dem Trump´schen Steuersenkungsprogramm zu konterkarieren. Doch eben jene Effekte seien dazu auserkoren gewesen, die amerikanische Wirtschaft zu stimulieren.

Und so gelangt Cohn zu dem abschließenden Fazit, dass sich – entgegen der Pläne des Weißen Hauses - nichts von einer bedeutsamen Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im US-Industriesektor beobachten ließe. Sprach´s und ging von dannen. Es gibt nicht viele Dinge, in deren ich im Hinblick auf den aktuellen Zeitpunkt mit Gary Cohn nicht einer Meinung wäre.

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